Unterrichtsgestaltung

Die Einteilung der Schulzeit in Klassenlehrerzeit (1. bis 8. Klasse) und Oberstufe (9. bis 12. und 13. Klasse), und die  Implementierung des rhythmischen Teils in die Unterrichtsstruktur des Haupt- bzw. Epochenunterrichts sind ebenso wie die Durchführung von Monatsfeiern typische Bestandteile der Unterrichtsgestaltung an Waldorfschulen. Sie werden nachfolgend im Einzelnen erläutert. 

Der Klassenlehrer begleitet und fördert seine Klasse in enger Zusammenarbeit mit den Eltern während der ersten acht Jahre der Schulzeit. Er wird der Mensch sein, der in dieser Zeit den Kindern seiner Klasse „die Welt erklärt”, ihnen „Brücken ins Leben” baut.

 Im täglichen Hauptunterricht unterrichtet der Klassenlehrer nicht nur Schreiben, Lesen und Rechnen, sondern auch Malen und Zeichnen, Singen, Flöten und Heimatkunde. In der Mittelstufe (5. bis 8. Klasse) verändert sich der Blick auf die Welt. Das Gewohnte wird hinterfragt und muss sich der Kritik stellen. Es gilt, einen eigenen Standort zu suchen. Der genauen Wahrnehmung, der sachlichen Auseinandersetzung und dem begründeten Urteil eröffnen Physik, Chemie, Astronomie, Mineralogie und Biologie, Geschichte und Geografie weite Übungsfelder. Die Individualisierung des Interesses findet ihren Ausdruck in Referaten und zunehmend selbständigen Arbeiten. Dabei wird der gesamte Klassenlehrerunterricht in drei- bis vierwöchigen Epochen gegeben, um so einen zusammenhängenden Lernprozess vom Wahrnehmen bis zum Verstehen, vom Üben bis zum Verarbeiten zu gestalten. Immer wieder werden Bezüge zur Lebenswirklichkeit hergestellt – zum Beispiel in der Hausbau- und der Ackerbauepoche der 3. Klasse. Spezieller, dem Lebensalter angepasster Erzählstoff vermittelt Orientierung, rhythmische Elemente unterstützen den Lernprozess. Häufige öffentliche Auftritte, etwa auf Monatsfeiern sowie integriert in den täglichen Unterricht fördern das selbstbewusste Auftreten.

 Alle anderen Fächer wie Fremdsprachen, Sport, Musik, Eurythmie, Handarbeit, Werken und Gartenbau werden von Fachlehrern nach der Hauptunterrichtszeit unterrichtet. 

Grundanliegen jeden Unterrichtes ist es, die Freude der Kinder am Lernen aufzugreifen und zu fördern und ihnen die notwendige Zeit für die eigenen Entwicklungsschritte zu gewähren. Mit der beginnenden Pubertät muss die oft intensive Bindung der Kinder an die liebevolle Autorität des Klassenlehrers behutsam aufgelöst werden, immer stärker ist jetzt Selbstständigkeit gefordert. Am Ende der achten Klasse liegt das Klassenspiel (ein anspruchsvolles Theaterprojekt) und ein handwerkliches Betriebspraktikum. Hier können die Schüler erste Erfahrungen mit dem Arbeitsleben machen. Weitere intensive Praktika folgen in der Oberstufe.


Zeit des Denkens und Urteilens
In der Oberstufe, also mit der 9. Klasse, treten an die Stelle des Klassenlehrers nun die Fachlehrer. Was in den unteren Klassen bildhaft angelegt worden ist, greifen die Oberstufenlehrer jetzt in allen Fächern in einer neuen, wissenschaftlichen Form auf. Auch in der Oberstufe werden die Hauptfächer in Epochen unterrichtet. Die Fremdsprachen, in denen eine fortlaufende Übung von Nöten ist, finden in regelmäßigen Wochenstunden statt. Daneben stehen der Sportunterricht und die künstlerischen und handwerklichen Fächer. Die Oberstufenzeit wird ergänzt durch mehrere längere Praktika. Die 12-jährige Waldorfschulzeit führt zum Waldorfschulabschluss. In diesem geht es nicht nur um den Nachweis von Faktenwissen, sondern auch um so wichtige "Schlüssel-Qualifikationen" wie Teamfähigkeit, Selbstständigkeit, Durchhaltevermögen und Kreativität. Parallel zum Waldorfschulabschluss können selbstverständlich auch alle staatlichen Abschlüsse erreicht werden: Der Erste allgemeinbildende Schulabschluss ab der 10. Klasse, der Mittlere Schulabschluss am Ende der 12. Klasse oder, nach einem „angehängten” 13. Schuljahr das Abitur oder die Fachhochschulreife.

An unserer Schule ist an jedem Schultag die Zeit von 8:00 Uhr bis 9:45 Uhr dem Hauptunterricht vorbehalten. Der Klassenlehrer unterrichtet jeden Tag während dieser beiden ersten Schulstunden die Kinder seiner Klasse in den Fächern Schreiben, Lesen, Formenzeichnen, Rechnen und Malen. Ab Klasse 5 kommen Heimat- und Sachkunde, Geographie, Geschichte  und die Naturwissenschaften dazu. Der Hauptunterricht ist täglich in einen rhythmischen Teil, einen Lern- oder Arbeitsteil und einen Erzählteil gegliedert, um stets den ganzen Mensch anzusprechen und seine Entwicklung anzuregen.
Die einzelnen Fächer werden zusammenhängend in drei- bis vierwöchigen Epochen erarbeitet (s. Epochenunterricht) und geben den Kindern die Möglichkeit, sich intensiv mit einem Unterrichtsinhalt zu beschäftigen.

Der Unterricht in den ersten beiden Stunden eines Schulvormittags, der sogenannte Hauptunterricht, wird in drei- bis vierwöchigen Epochen gegeben. Das bedeutet, dass sich die Schüler mit jeweils nur einem Hauptfach wie Mathematik, Deutsch, Geschichte, Physik oder Chemie beschäftigen. Der Epochenunterricht soll den Schülern die Möglichkeit geben, sich intensiv mit einer Thematik zu verbinden und die Inhalte zu festigen. Man arbeitet auf diese Weise aber auch an einer bewussten Pflege des Erinnern- und des Vergessen-Könnens. Waldorfpädagogik will die kreativen Kräfte der Schüler von Grund auf entfalten. Selbstgestaltete Epochenhefte ersetzen deshalb weitgehend die Lehrbücher, anstatt mit überwiegend vorgegebenen Formen zu arbeiten, die ggf. Lücken zum Ausfüllen bieten. 
In wöchentlich fortlaufenden Übstunden werden Grundfertigkeiten wie Rechnen oder Schreiben über den Epochenunterricht hinaus geübt.
Alle weiteren Fächer wie Fremdsprachen, Musik, Sport, Eurythmie, Religion und die handwerklich-künstlerischen Fächer werden im Anschluss an den Hauptunterricht von Fachlehrern in einem festen Stundenplan unterrichtet. Dabei kann es durchaus vorkommen, dass auch dieser Unterricht in Epochen stattfindet.

Im ersten und letzten Drittel des Hauptunterrichts bieten täglich wiederkehrende Abläufe einen rhythmischen Rahmen. Anders als er häufig falsch verstanden wird, hat der so genannte „Rhythmische Teil“ nichts mit Rhythmus-Klatschen oder Ähnlichem zu tun. Der rhythmische Teil verfolgt das Ziel, den einzelnen Schüler einzustimmen, ihn aufzuschließen für das, was eigentlicher Inhalt der jeweiligen Epoche ist, sei es Rechnen, Deutsch, Geografie oder Chemie. Inhalte können sein: Lieder, Sprüche, später auch Gedichte und Balladen. Gemeinsames Musizieren mit der Flöte oder auch motorische Übungen zur Körperwahrnehmung können ebenfalls dazu gehören. Diese rhythmische Arbeit wird häufig auch innerhalb der Fachunterrichte gepflegt. In den höheren Klassen nimmt der rhythmische Teil weniger Raum ein.

Monatsfeiern sind ein wichtiges Element der Waldorfpädagogik. Sie finden heute nicht mehr monatlich, sondern an unserer Schule dreimal im Jahr statt. Hierbei hat die Schulgemeinschaft (Schüler, Eltern und Lehrer) die Möglichkeit, sich noch einmal anders gegenseitig wahrzunehmen und kennenzulernen. Die Schüler zeigen, was man an Gedichten, Rezitationen, Spielen, Liedern… im Unterricht in den letzten Wochen und Monaten geübt hat. Jeder der Teilnehmenden erlebt hier das Interesse der anderen an seiner Arbeit und seiner Entwicklung. Das Präsentieren gibt den Schülern Sicherheit und stärkt ihr Selbstvertrauen.
Nach einer internen Monatsfeier, die während des Schulvormittags für alle Klassen stattfindet, ist dann am darauf folgenden Samstag eine öffentliche Monatsfeier. Hierzu sind alle Eltern und Interessierte herzlich eingeladen. Die Klassen haben dann Unterricht und werden nur für ihren Auftritt auf der Bühne sein. Sollten Sie Interesse haben, eine solche Monatsfeier zu besuchen, finden Sie den nächsten Termin im Jahresplan unserer Schule.

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